Heute: Das Business Pärchen

„Er kommt sicher gleich … “

Ein Paar Louis Vuitton-Schuhe und ein Paar elegante Schuhe.
Die Artenvielfalt: „Er kommt sicher gleich!“ oder Das Business-Pärchen

Nachdem wir das letzte Mal die alternative Pärchen beschrieben haben, beschäftigen wir uns diese Woche mit der Spezies Business-Pärchen, die sich genauso wie alle anderen Weibchen und Männchen vom Typ Hochzeitspärchen auf Grund typischer Verhaltensweisen und der äußeren Erscheinung verraten…bzw. ihrer äußeren Abwesenheit.

Denn als es just-in-time zum Termin an der Tür klingelt, woraufhin ich sie öffne, steht sie alleine davor. Ich erblicke eine stilvolle, blonde Frau Mitte 30 in einer schwarzen Stoffhose, hellblauer Tommy-Hilfiger-Bluse, Pumps, geblümtem Schal und den artentypischen Perlenohrringen. Die hat sie sicher zum letzten Geburtstag bekommen, denke ich sofort…als Wiedergutmachung dafür, dass er erst spät aus dem Büro kam – genau wie heute. Sicher kam so ein Notfallkrisenmeeting auf Grund der neuen Einfuhrbestimmungen für Reisnagelkappen in Pakistan dazwischen, die den kompletten Exporthaushalt der Firma gefährden und damit auch das seelische Gleichgewicht des zukünftig angetrauten Männchens. Aber ich kann mich auch irren! „Hallo Frau Rauscher, Tom Ostfalk, Sie sind aber einer zu wenig.“ „Es tut mir leid, aber Arne hat noch ein Meeting reinbekommen. Er kommt sicher gleich.“ Ja, das glaube ich erst, wenn ich ihn sehe. „Es ist wohl die Hölle los, weil die neuen Glätteisen nicht nach Afghanistan eingeführt werden dürfen, da eine Frau ohne Kopftuch auf der Packung abgebildet ist“, fügt sie augenrollend hinzu. (imaginärer High Five an mich!) „Das kenn ich“, sage ich. „Das kann einem ganz schön den Tag versauen. Na dann besprechen wir inzwischen eben schon mal die Rahmendaten, wann wo und wie geheiratet werden. Aber jetzt machen Sie es sich erst einmal in der Sitzecke gemütlich.“ Sie setzt sich mit durchgedrücktem Rücken auf die vordere Sitzkante der Couch und überschlägt die Beine während sie ihre sündhaft teure Hermés-Tasche neben sich auf den Polstern platziert.

Entgegen aller klischeebehafteten Vorurteile habe ich die Erfahrung gemacht, dass die besser situierte Spezies Business-Pärchen angenehme, höfliche und intelligente Gesprächspartner sind, die wissen, was sie wollen. Leider wollen Weibchen und Männchen im Normalfall nie das Gleiche, sondern mehr so das exakte Gegenteil davon, was dem anderen vorschwebt. „Da ihm aber mal wieder der Job wichtiger ist, als seine eigene Hochzeit“, (ihre Worte, nicht meine) kommt meistens erst bei mir auf der Couch raus, wer was warum auf keinen Fall will. Das wird sich auch dieses Mal bestätigen…wenn er denn mal auftaucht. „Er kommt sicher gleich“, versichert sie mir und ist dabei ebenso angespannt wie ihre Frisur. Sein Zuspätkommen ist ihr sichtbar zuwider. Aber das glaube ich ja erst, wenn ich ihn sehe. „Wir haben ausgemacht, dass ich nach meinen Vorstellungen entscheiden kann, da er dafür keinen Kopf hat. Ich habe Arne meine Wünsche bezüglich Location (ich tippe auf das Klostergut Buchhof), Essen (sicher wieder Catering vom Helmut) und Musikauswahl (wahrscheinlich alles, was so auf Antenne Bayern läuft) mitgeteilt und er war einverstanden (bestimmt, weil er nicht zugehört hat)“, erzählt sie. „Als Eröffnungstanz, der nach dem 5-Gänge-Menu vom Schwögler (*highfive*) im Bad Abbacher Vogelhaus (Mist, daneben!) passieren soll, will ich zum Beispiel diesen Song von diesem Dings, der hübsche Dunkelhäutige mit der schönen Stimme, der…ach, warum fällt mir denn jetzt der Name nicht ein???…entweder was mit Jennifer Aniston oder diesem Frankie hatte, der immer nach Hollywood wollte. Jedenfalls geht es in dem Lied um die Liebe. „Ach der!“, sage ich. „Ja, der kann was.“ „Arne weiß, wen ich meine. Er kommt sicher gleich.“ Mhm, das glaube ich erst, wenn ich ihn sehe.

Und siehe da: Als sie gerade dabei ist, mir von ihrer gemeinsamen Zeit auf Auslandssemester in den USA, Spanien und Russland zu erzählen (alle Achtung!) und berichtet, dass sie nun Controllerin bei BMW ist (Respekt!) klingelt es an der Tür. Ich erschrecke. Denn dass er nun gekommen ist, glaube ich erst…“Pfeilgrad!! Hallo Herr Neumeier. Sie kommen gerade richtig zum Ende. Ich habe schon alles mit ihrer Zukünftigen besprochen: Vogelhaus, Bad Abbach, Schwögler, aktuelle Chartsmusik – wobei ich natürlich auch einige passende Klassiker und Greatest Hits für die Tanten-und-Oma-Fraktion einbauen werde – so dass jeder auf seine Kosten kommt. Und für den Eröffnungstanz wünschen Sie sich das bekannte Liebeslied von diesem berühmten, bisexuellen Sänger. Läuft! Ich würde Ihnen allerdings empfehlen, den Eröffnungstanz nicht am Ende des 5-Gänge-Menus zu platzieren, weil das Essen erfahrungsgemäß dreieinhalb Stunden dauert, die Gäste dann gelangweilt sind und bevor sie ins Suppenkoma fallen, definitiv Bewegung brauchen…“ Ja, manchmal rede ich ein bisschen viel. Verklagt mich! Ich stoppe also meinen tarantinoesken Monolog als ich merke, dass er mich mit hilfesuchend großen Augen ansieht. „NEIN!!“, sagt er. „Ich hab` doch schon das Klostergut Buchhof reserviert (YESS!! *highfive*), weil das für alle Beteiligten besser zu erreichen und am ehesten standesgemäß ist. Essen ist mir egal, solange es nicht den ganzen Abend dauert, deshalb wäre mir ein Buffet lieber, wofür ich auch schon einige Angebote eingeholt habe und was die Musik angeht, habe ich auf iTunes und Spotify Playlists angelegt, die ich gerne mit Ihnen durchgehen würde, Herr Ostfalk.“ „Ach…nennen Sie mich Tom.“ „Wie kommst Du denn dazu Herrn Ostfalk so zu verwirren, Schatz?“, fragt das Männchen – noch immer aufrecht im Raum stehend, die Hände in den Hosentaschen des Hugo-Boss-Anzuges versteckt – das zukünftige Weibchen (was er lieber nicht hätte tun sollen).

„Na DUUUUU hast doch NIE Zeit und immer ist die Firma wichtiger, also dachte ich, ich nehm` die Sache jetzt mal in die Hand… aber warte mal… Du hast ein hervorragendes Restaurant reserviert, dich über Cateringfirmen informiert und Playlisten gemacht?“ fragte sie mit einem kleinen Tränchen im Augenwinkel. „Was ist denn da drauf?“

„Sachen von Till Brönner, Michael Bublè, Aloe Blacc, Elton John und 10 kleine Jägermeister von den Toten Hosen“, entgegnete er bestimmt.

„Du hast dich an unser Lied erinnert?! Aber darüber haben wir doch seit der Nacht in Malle…Ach, ich liebe dich.“

„Ich dich auch – mehr als jede Bilanz auf der Welt. Deshalb buchen wir zum Luxus-DJ-Paket noch einen Künstler dazu, der uns unser Lied live singt. Und wenn du ehrlich bist, musst du zugeben, dass du wusstest, dass ich nie zu allem Ja und Amen gesagt und mich vollkommen rausgehalten hätte. Nur wegen des schlechten Gewissen, weil ich soviel arbeite. Das ist ja nicht das gleiche wie mit den Perlenohrringen, die ich dir am Valentinstag 2009 geschenkt habe. HIER geht es ja schließlich um UNSERE Hochzeit!!“ (*highfive*).

Steckbrief des Business-Pärchens:

Ankunft: wahlweise just-in-time…oder halt nachdem er die deutsche Wirtschaft gerettet hat

Lieblingskleidungsstück: teuer

Gefieder: gepflegt

Lieblingssongs: Brian Adams, Walking on Sunshine und was sonst so auf Antenne läuft

Hochzeitsstil: es muss halt zum Ambiente in Gut Trallalla oder Schloß Tatütata passen

Kryptonit: Freizeit

Empfohlene Doojays, weil g´studiert und deshalb in der Lage, hier und da mal mitzureden: Ralph, Franz, Benny und ich (eh klar!)